Monatsspruch Mai

Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst.1. Kor. 6, 19


„Wisst ihr nicht ...“, sagt Paulus zu den Christen in Korinth und legt damit den Finger auf etwas, was man eigentlich wissen müsste. Auf eine Realität, eine Wahrheit  -  auf etwas, was unbedingt dazu gehört, aber nicht so offensichtlich zu sehen ist.

Also etwas ganz anderes als das „Wisst ihr schon ...“, das nicht selten die Einleitung zu unnützem Reden, so manchem Klatsch und den damit vielleicht verbundenen Vertrauensbrüchen ist. Wie oft bleibt da der Andere verletzt zurück, sein Ruf ist geschädigt und am Ende war die ganze Geschichte noch nicht einmal wahr, weil man sie selber auch nur über drei Ecken gehört hatte.
Schon der alte Sokrates rief darum einem Mann, der ihm unbedingt etwas ganz Wichtiges über seinen Freund erzählen wollte, zu: „Halt ein! Lass sehen, ob das, was du mir zu sagen hast, durch die drei Siebe hindurchgeht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“ – „Nein, ich hörte es erzählen und ...“ – „Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb der Güte geprüft. Ist es wenigstens gut?“ -  Zögernd sagte der andere: „Nein, das nicht, im Gegenteil ...“ – „So lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt.“ – „Notwendig nun gerade nicht ...“ – „Also“, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!“
Welch weiser Rat und welch guter Schutz für ein liebevolles Miteinander! Aber das meint Paulus hier nicht. Er hat nicht unser Reden, sondern unser Leben im Blick. Ihm geht es um die Beziehung, die wir zu Jesus haben, wenn IHM unser Leben gehört. Und die Wahrheit ist hier:
Haben wir Jesus in unser Leben eingeladen, dann gehört IHM unser Leben ganz  -  so wie ER sich uns auch ganz geschenkt hat. Hier drängt sich der Vergleich mit dem liebenden Eins-Sein in der Ehe auf. Doch im Textzusammenhang bringt Paulus nicht die Ehe, sondern als Negativbeispiel die Hurerei ins Spiel. Vielleicht, weil es in Korinth unter den Christen ein Problem damit gab, oder weil dieser eindrückliche Gegensatz eine „entartete“ Beziehung in unserem Christsein aufzeigt.
Jesus, der Sohn Gottes, kommt zusammen mit seinem himmlischen Vater und wohnt durch den Heiligen Geist in unseren Herzen. Wo aber Gott wohnt, da ist SEIN Tempel: der Ort, wo ER wohnt, wo ER zu Hause ist, wo ER gesucht und gefunden werden kann. Und dieses Zuhause soll unser Leib und Leben werden, sein und auch bleiben. Ist uns das bewusst? Wissen wir das? Oder haben wir das vielleicht  aus den Augen verloren und vergessen?
Da, wo wir unser Leben in Jesu Hände legen und IHN einladen, unser HERR und HEILAND zu sein, wird unser Leben ein Zuhause für Gott. Wer zu Christus gehört, an dessen Türschild steht von nun an „Christ“ und sein Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes. Oft verlegen wir in unseren Vorstellungen diesen „Tempel“ in die Kirchen, Gotteshäuser oder Gemeinde-zentren. Wir sehen sie als „heilige Orte“, aus denen wir gern so manche „unheilige Dinge“ verbannen, die wir uns selber zu Hause aber wie selbstverständlich gönnen. Das ist paradox. Genauso wie sich viele „unheilige Menschen“ nicht über die Schwellen der Kirchen und Gemeindehäuser trauen, auch wenn sich ihr Herz so nach einer Beziehung zu Jesus sehnt.
Deshalb möchte Paulus den Fokus auf die Stelle lenken, wo Gott wirklich zu finden ist, nämlich bei uns Christen: Wo Gott bei uns zu Hause ist, da bin ich selber zum Tempel, zur Wohnung für den lebendigen Gott geworden und habe gleichzeitig ein Zuhause bei IHM gefunden. Und wer selber ein Zuhause hat, der kann auch anderen Heimat und ein Zuhause geben. Wisst Ihr das nicht?