Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient mir zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht über mich haben.  1. Korinther 6,12


Liebe Geschwister und Freunde,

seit letztem Monat ist in Deutschland der Besitz und Konsum von Cannabis teillegalisiert, d. h. man darf eine bestimmte Menge selbst besitzen und rauchen. Ich kenne jemanden, der dies gleich als Chance begriffen und gemacht hat. Irgendwie hat mich das nach unserem Gespräch nachdenklich gestimmt: Nur weil ich etwas darf, heißt es ja nicht, dass ich das gleich tun werde. Wobei ich Rauchen schon generell so empfand, wie es ein Protagonist in John Greens „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ treffend benennt: Ich bezahle doch keinen Konzern dafür, mich (schlussendlich) umzubringen.

In diese Richtung schlägt unser Monatsspruch für den Mai. Als Christen dürfen wir prinzipiell erst einmal alles – ob es uns nützt oder gar abhängig macht, ist dann eine andere Frage und aus meiner Sicht die wichtigere. Gewiss, du sollst nicht töten, das steht in der Bibel und wird aus logischen Gründen auch durch das zivile Gesetz in jedem Land der Welt geregelt. Aber weniger krasse und augenscheinliche Dinge? Wie sieht es eigentlich damit aus?

Interessant und für das Verständnis essenziell ist hier wieder einmal der Zusammenhang dieses Verses in der Bibel. Es geht im sechsten Kapitel des 1. Korintherbriefes um das Verhalten von Christen in der Gemeinde und im „echten Leben“, somit ein für uns auch heute noch täglich neu relevantes Thema. Da werden verschiedene Dinge aufgezählt, die in einem Leben mit Jesus unvereinbar sind, lesen lohnt sich. Paulus schreibt deutlich, dass wir diese falschen Verhaltensweisen vor unserem Leben als Christen teilweise an den Tag gelegt haben, nun aber lassen sollen. Offenbar dachten aber einige, dass man weiter so machen könne wie bisher.

Welch Trugschluss.

Wir sind als Christen von der Sünde befreit worden und nicht dafür, uns gleich wieder in ihr zu suhlen. Nichts soll über uns Macht haben, uns süchtig und abhängig machen und halten, und das ist oftmals leichter gesagt als getan. Ich meine gar nicht die klassischen Suchterkrankungen, so schlimm sie sind. Vielmehr denke ich an das, was uns abhält, so zu leben, wie Christus es möchte: Auch Bequemlichkeit kann eine Macht sein, Ängste oder das Höherschätzen der Meinungen von unseren Mitmenschen als die Frage, was Gott möchte. Jeder ist immer wieder neu aufgefordert, sich da selbstkritisch zu reflektieren, denn es ist nicht unsere Aufgabe, das bei anderen zu tun. Wenn jeder bei sich selbst anfängt und den Monatsspruch als Fragen auffasst sowie diese beantwortet, ist viel erreicht: Dient es mir zum Guten? Hat es Macht über mich? 

Stefan Klein