Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem Herrn, denn er kommt, um die Erde zu richten. 1. Chr. 16,33


 

Liebe Leserinnen und Leser,

zugegeben, das ist kein sommerlich-leichter Vers als Monatsspruch. Irritierend finde ich zum einen, dass Bäume hier vermenschlicht werden und Gott loben sollen, und zum anderen ist der Grund dafür für mich befremdlich: Gott kommt, um die Welt zu richten. Das klingt für mich eher wie Apokalypse und Weltuntergang, jedenfalls ist es kein Grund für lautstarken Jubel. Oder doch?

Wie so oft in der Bibel (und im Leben) kommt es auf den Zusammenhang an. Unser Vers für den Monat August steht in einem Buch des Alten Testaments, das vor allem Geschichtliches berichtet. David gegen Goliath – sozusagen wortwörtlich zu nehmen. Konkret ist der Vorlauf unseres Verses der Umstand, dass die Bundeslade als heiliger Gegenstand nach Jerusalem, der neuen Hauptstadt des damaligen Reiches, gebracht worden ist. König David hat die Stadt erobert und macht sie nun zum religiösen und politischen Zentrum Israels. Da darf die Lade, auch wenn noch kein Tempel steht, nicht fehlen. Bis Davids Sohn Salomo den ersten Tempel bauen wird, vergehen noch Jahrzehnte. Nun muss erst einmal ein Zelt reichen.

In diesem Kontext lässt David ein Fest feiern, beschenkt das Volk mit Brot und Kuchen und beauftragt den Musiker Asaf zum ersten Mal, Gott zu loben (vgl. die V. 1 bis 7 dieses Kapitels). Dieser Asaf ist vielen vielleicht durch die Psalmen bekannt, wo er häufig als Verfasser dieser in Erscheinung tritt.

Unser Vers steht in einem solchen Lobgesang auf Gott und seine Taten, die er begangen hat. In diesem preist Asaf in Davids Auftrag Gott für all die Wunder, die er für das Volk Israel getan hat und stellt das natürlich entsprechend bildhaft dar. Nicht nur die Bäume sollen jubeln, auch der ganze Himmel und das Meer sowie die Felder, so liest man es in den Versen davor (30-32).

Gott erscheint hier als „Wunder“, als Retter und eben auch als Richter, und zwar als Richter über die Feinde Israels, die hier von David bezwungen wurden. Für uns heutzutage ist dies eben keine selbstverständliche Vorstellung mehr. Generell ist mir die euphorische Begeisterung anderer schnell fremd und ich kann sie selten nachvollziehen; das muss nicht einmal ein religiöser Kontext sein: Wie Fußball-Fans jubeln oder mitfiebern, war und wird mir immer ein Rätsel sein. Bäume als Jubelnde, da gehe ich als Deutschlehrer mit, ist eben eine Personifikation in der Lyrik (was wiederum andere befremden wird, aber es ist nun einmal mein täglich Brot).

Können wir da für uns heutzutage eigentlich etwas mitnehmen oder sehen wir diese Geschichte bloß als historische Episode an? Ich denke, Jubel, Dank und Freude über Gottes Taten dürfen unser Leben mehr bestimmen als sie es bisher vielleicht tun, wir haben jedenfalls 10.000 Gründe dafür. Geben wir dem im Alltag oder Gottesdienst einfach mehr Raum. Auch wenn uns das Lyrische nicht liegen mag, können wir doch erkennen, was Asaf hier meint: Alle(s) soll(en) Gott bejubeln! Gott hat auch uns befreit, nicht von Völkern, dafür aber von Sünde und Schuld. Wenn das kein Grund für Jubel ist?

In diesem Sinne wünsche ich allen einen dankbaren August!

Stefan Klein