Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen.

Jesaja 5, 20


 

Was für ein Monatsspruch! Der kommt sehr ungewöhnlich daher, na ja - zumindest als Monatsspruch. Man könnte denken, dieser Vers ist eine Überschrift eines Artikels aus einer Wochenzeitung. Dabei sind diese Worte vor über 2.500 Jahren gesprochen worden. Gleichwohl ist unsere aktuelle gesellschaftliche Diskussion geprägt von einem unüberschaubaren Hin und Her, was wohl richtig und was dagegen falsch ist; vor allem wer da wohl falsch liegt, wird ständig postuliert - oft im Besitz der Wahrheit meinend und gegeneinander gerichtet.

Je tiefer man in dieses fünfte Jesaja-Kapitel aus der Bibel hineinschaut, desto deftiger wird es.

Gott hat einigen Leuten aus seinem Volk ordentlich was zu sagen! Zuallererst denen, die dem Volk Israel vorstehen – seien sie politische oder wirtschaftliche Führer, eben diejenigen, die Einfluss auf andere haben. Luther überschreibt das Ganze übrigens mit „Wehrufe über die Großen in Israel“.

Gott sieht sein Volk der Verwüstung preisgegeben. Er vergleicht es mit seinem Weinberg, den er gehegt und gepflegt hat, und der einmal richtig fette Jahre hatte. Gott wartete auf gute Frucht, aber es entstand nur Schlechtes. Jetzt richtet sich Gottes Ungemach gegen diejenigen, die die Pflege seines Weinberges vernachlässigt haben, obwohl es ihr von Gott gegebener Auftrag war. Ihnen war ihr eigener Reichtum, ihr eigener komfortabler Lebensstil oder die Sicherung ihrer Macht zum eigenen Vorteil – heute an vielen Stellen Machtmissbrauch genannt – wichtiger. An dieser Stelle ist unser Vers heute platziert.

Was gut und was böse ist, lässt sich in seiner Tiefe nur im Spiegel des Wortes Gottes herausfinden. So hatte Gott es einem frühen von den ‚Großen in Israel‘ – dem Josua – mitgegeben, der vor der wohl größten Aufgabe stand, die je ein Mensch hatte:

„Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, damit du es recht ausrichten kannst, wohin du auch gehst. Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten. Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“

 (Josua 1, 7-9)

Josua hat durchweg gezeigt, dass er Gut und Böse sehr gut unterscheiden konnte. Sein gesamtes Leben lang. Damit hat er dem gesamten Volk in den schwierigsten nur denkbaren Situationen Sicherheit gegeben.

Was Gott möchte, insbesondere was Gott in meiner konkreten Situation möchte, kann ich nur herausfinden, wenn ich mich in der Nähe Gottes aufhalte, also sein Wort lese und mit ihm im Gespräch bin. Ist es denkbar, dass ich auf so viele Fragen keine Antwort habe, weil ich eben genau das nicht tue? Ist es genauso denkbar, dass die Qualität der Führung und eine daraus resultierende Einheit eines Volkes ganz eng damit zusammenhängt, wie eng dessen Führungskräfte zu Gott stehen? Denn diejenigen, die das Volk leiten, habe besondere Verantwortung, das Volk die Wege zu führen, die Gott vorgezeichnet hat. „Weh denen, wenn sie … nicht …“

Diese Verantwortung zu übernehmen, treibt mich, wie man gut an Josua sehen kann, aus meiner Komfortzone, lässt mich auf Vorteile und auf Macht verzichten und zieht meine Gedanken und mein Handeln von mir weg, hin zu demjenigen, für den ich Verantwortung übernommen habe. Und genau hier gilt es, den geraden Weg zu gehen, dass Gutes wirklich auch gut bleibt und Finsternis auch dunkel genannt wird. Dies erzeugt Widerstand und Veränderung – zuerst bei mir. Und wir Leiter - mich als Ältesten eingeschlossen - haben hier eine besondere Verantwortung.

Also, sich auf Gottes Willen einlassen, bedeutet oft Veränderung, Zuwendung zum anderen oder sogar die Einsicht, dass Dinge, die ich vielleicht sogar über Jahre getan habe, gar nicht richtig sein müssen. Weil das eben nicht dem Willen Gottes entsprochen hat. Je konsequenter ich lebe und je lauter ich das äußere, desto mehr Widerstand wird dies erzeugen.

Dies ist dann auch letztlich die gute Nachricht dieses Verses. Nicht alles versinkt im Relativen, nicht alles unterliegt einem Gleichmacher und nicht alles ist grau. Es gibt das also noch: das Gute und Richtige, das Helle und Wohlschmeckende.

Bitte betet für uns als eure Leiter, dass wir dieser Verantwortung gerecht werden und unsere Gemeinde auf diesem guten Weg führen.

Thomas Cziesla