Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte. Johannes 20,18


 

Liebe Leser,

wann lesen Sie denn diese Zeilen? Am Anfang vom Monat April? In der Mitte? Oder gar erst kurz bevor der Mai auf dem Kalender erscheint?

Normalerweise ist das gar nicht so wichtig. Nur in dem Monat, in dem wir Ostern feiern, könnte es eine Rolle spielen. Dieses Jahr fällt der Ostersonntag auf den 17. April. Also in die Mitte des Monats.

Befinden Sie sich aber erst am Anfang? In den ersten Apriltagen? Dann ist es noch die Fastenzeit. Der Karfreitag liegt vor uns und die Leiden Jesu werden uns in den täglichen Bibellesen erst nach und nach vor die Augen geführt. Mich überkommt dabei eine unglaubliche Traurigkeit, weil mir bewusst wird, dass auch ich und meine Sünden dazu geführt haben, dass Jesus so Schreckliches durchleben musste. Es ist belastend, es drückt, es lähmt. Ich weiß nicht, wie es Ihnen in der unmittelbaren Zeit vor Ostern geh

Wenn Sie diese Zeilen aber erst nach Ostern lesen, ist all das verflogen. Eine große Freude überdeckt das Traurige. Jesus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden! Jetzt erst können wir uns mit Maria aus Magdala richtig freuen! Wie muss es dieser Frau ergangen sein. Ihr Meister, der sie von so viel Lasten befreite, der ihr Leben ganz neu machte, der ihr zeigte, wie schön es ist, in seinem Licht und nicht in der Dunkelheit der Sünde und Gebundenheit zu leben, dieser gute Mann ist tot. Gekreuzigt, gestorben, begraben. Unsagbare Traurigkeit ergreift sie. Und es gibt nur noch eines, was sie für diesen geliebten Menschen tun kann – die Waschung und Ölung des toten Körpers am Sonntag nach dem Sabbat. Können wir uns vorstellen, was in ihr vorging, als sie zum Grab kam und es leer vorfand? Reichte es denn nicht, dass sie ihn am Kreuz sterben sah? Und dass sie einen ganzen Tag im Nichtstun aushalten musste, bis sie endlich zum Grab gehen konnte, um an ihm den letzten Liebesdienst zu verrichten?

Sie ist geschockt. Sie tut das einzig Richtige – sie läuft zu den Menschen, mit denen sie so viele schöne Zeiten mit Jesus erlebte und teilt mit ihnen, was sie zu wissen meint. Der Leichnam wurde gestohlen! Egal von wem, jedenfalls wurde ihnen nicht nur der lebendige Freund genommen. Jetzt auch der tote.

Wie oft geht es uns auch so? Ein Unglück passiert und kaum haben wir es irgendwie unter die Füße bekommen, kommt das nächste? Sieht denn Gott nicht, wie es uns geht? Muss er noch eines draufsetzen?

Das ist unser und Marias Ist-Zustand. Gott ist aber bereits einen Schritt weiter und auch uns wird er hinbringen. Auch wir werden erkennen, dass Er keine Fehler macht und dass wir einfach noch nicht sehen können, warum und wozu etwas geschah.

Maria kann nicht so schnell laufen wie die Männer, die sich sofort zum Grab aufmachen. Deshalb kommt sie dort erst wieder an, als diese bereits begriffen haben, was passierte. Ihnen wurden in dem leeren Grab die Augen geöffnet. Sie erkannten, was in der Heiligen Schrift steht. Der Heilige Geist erklärte ihnen anhand der vorhandenen Situation, dass Jesus nicht mehr bei den Toten ist. Er ist, wie er es versprochen hatte, nach drei Tagen auferstanden und er lebt. Dass dabei das Grab leer sein muss, ist ihnen klar.

Nicht so bei Maria aus Magdala. Bis sie erneut am Grab angelangt ist, waren die Männer inzwischen weg und sie steht wieder mit ihrer Traurigkeit da, ja, sie weint. Es fasziniert mich, wie Gott seine Kinder individuell behandelt. Den Jüngern erklärte er durch den Heiligen Geist die Situation. Maria schickt er eine ganz andere Hilfestellung. Zuerst zwei Engel, aber auch die halfen ihr nicht viel weiter. Gott sieht, dass sie noch mehr braucht. Daher offenbart sich ihr Jesus selbst. Zuerst verdeckt, so dass sie in ihm den Gärtner sieht. Aber Jesus, der beste Seelsorger der Welt, weiß, wie er sich ihr zu erkennen geben kann. Er sagt ein Wort – ihren Namen – und Maria gehen die Augen auf. Wie gerne würde sie ihn umarmen, ja festhalten! Und doch muss sie sich mit der Erkenntnis, dass Jesus lebt, erst einmal zufriedengeben. Aber Maria reicht es. Das Wissen, dass Jesus selbst zu ihr gesprochen hat, setzt sie in Bewegung, um seinen Auftrag auszuführen. Alle Welt soll hören – Jesus ist nicht bei den Toten, Jesus lebt!

Liest du diese Zeilen erst nach Ostern, so möchte ich dir mitgeben, dass Jesus auch dir sagen möchte, dass er lebt. Diese Erkenntnis, wie und wann auch immer sie in dein Herz gedrungen ist, gilt immer. Von Ostern bis zum nächsten Karfreitag. Jahr um Jahr, bis an dein Lebensende und eine Ewigkeit darüber hinaus.

Dajka Krentz