„Jesus Christus spricht: Kommt und seht!“  (Joh.1:39)


 

Geheimnissen auf die Spur zu kommen, Entdeckungen zu machen - das reizt und fordert uns heraus. Das macht unser Menschsein aus. Das lässt uns wachsen und reifen.

So sind Geheimnisse schon seit unserer Kindheit ein eigenartiges Phänomen. Sie lassen uns einfach keine Ruhe. Besonders dann, wenn wir sie trotz allem Einsatz unserer Sinne und allem Rätselraten nicht ergründen können. Das wurmt uns mächtig.

Da wird derjenige, der das Geheimnis kennt, beständig gelöchert und bearbeitet; da wird gebohrt und bedrängt. Wenn der andere aber dichthält, haben wir keine Chance an das Geheimnis heranzukommen. Dann dämmert uns vielleicht, dass Geheimnisse nicht immer von außen erkannt werden können. Sie müssen verraten, oder besser ausgedrückt, aufgedeckt und offenbart werden.

Bei dem unsichtbaren Gott, den uns die Bibel vorstellt, ist das nicht anders.

Wir sind bei allen Ahnungen, die wir von ihm haben, darauf angewiesen, dass er uns selbst bei all unseren Entdeckungsversuchen helfend unter die Arme greift. Dazu haben wir vom Schöpfer allen Lebens nicht nur unsere klassischen fünf Sinne erhalten, sondern auch einen Geist, der mit seinem Geist kommunizieren kann. Oder auch umgekehrt: Sein Geist kommuniziert mit unserem Geist. So können wir einander begegnen, ohne uns zu sehen oder anzufassen.

Dazu erhielten wir ein Herz als Zentrum unseres Seins, das sich Gott – und auch anderen Dingen – öffnen oder verschließen kann. Und wir wollen nicht vergessen, dass Gott selbst sein Geheimnis um seine Person gelüftet hat: Gott wurde Mensch in einem Kind. In dem Menschen Jesus ist er fortan erfahrbar, greifbar, ansprechbar. Wer mehr erfahren will, muss sich deshalb zuallererst an Jesus selber wenden.

Die Menschen damals taten das, als sie ahnten, dass Jesus mehr ist als einfach nur ein Mensch. Nach ersten Hinweisen aus zweiter Hand wollten sie es genau wissen und gingen zu Jesus. Dabei fragten sie ihn nicht nach seiner Selbsteinschätzung und auch nicht nach einer möglichen Selbstdarstellung, sondern sie fragten Jesus nach seinem Leben und seinem Zuhause. Und wie reagiert Jesus? Er lädt sie ein: „Kommt und seht!“

Damit macht er sich für unsere menschlichen Sinne fassbar – und auch angreifbar. Dass es ihm um mehr geht als nur sein irdisches Zuhause, merken die interessierten Fragesteller schon bald. Er will ihnen auch sein himmlisches Zuhause zeigen: „Kommt und seht!“

Letztendlich geht es Jesus nicht nur um ein Erkennen und Begreifen seiner Person, sondern um eine Beziehung. Womit wir wieder bei unserem Herz wären: Wer jemandem sein Herz öffnet, gibt sich selbst zu erkennen und lernt so auch den anderen wirklich kennen. Wer sich öffnet und anderen Einblick ins eigene Leben gibt, macht sich verletzlich und angreifbar. Aber er erlebt auch, wie der andere damit umgeht und ob er vertrauenswürdig ist oder ob man sich eher vor ihm schützen muss. Die letzte Frage, ob ich mich einer solchen Person – einem solchen Gott – anvertrauen kann, hängt davon ab.

Genau das müssen wir Christen uns an dieser Stelle immer wieder neu fragen: Wie sieht unser Leben aus? Können und wollen wir als solche, die wir uns nach Jesus Christus nennen, den Interessierten und Suchenden in unserer heutigen Zeit ebenso einladen, um ihnen unser irdisches und unser himmlisches Zuhause zu zeigen?

„Kommt und seht!“ – Darauf kommt es an!

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