Jesus Christus spricht: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen." (Johannes 6,37)


 

Oftmals, wenn ich Jesu Worte lese, denke ich, wie es damals gewesen wäre, ihn leibhaftig sehen und erleben zu dürfen. Wie muss es den Menschen, die ihm im Laufe seines Lebens begegneten, ergangen sein, als sie die Wunder erlebten oder Zeugen der Heilungen wurden? Waren sie sich ihrer Ausnahmesituation bewusst?

Ich frage mich, ob die damaligen Zeitgenossen überhaupt auch nur eine Ahnung hatten, einmal in der Bibel zu landen und weltweit Jahrtausende später bekannt zu sein. Ja, viele Namen heutzutage, die Kinder erhalten, gehen noch auf biblische Figuren zurück.

Wie anders ist es doch für uns im 21. Jahrhundert. Jesus ist als Mensch nicht mehr greifbar. Keiner von uns kann den Saum seines Gewandes berühren und dadurch geheilt werden. Keiner von uns kann mit ihm diskutieren, ihn als Gast zu einer Hochzeit einladen oder von ihm direkt gelehrt werden. Vieles bleibt uns heute verwehrt und Glaube ist häufig eine „Kopfsache“, weniger etwas Handfestes oder anderweitig Erlebbares. Ich find’s schade.

Trotzdem steht dieser Vers aus dem Johannes-Evangelium über diesem Jahr. Ein Vers, der davon spricht, dass Jesus besucht werden, oder zumindest aufgesucht werden kann. Gilt der für uns heute auch noch oder war diese Aussage nur für die Zeitzeugen gedacht? Wenn er noch Gültigkeit hat, wie sollen wir dann zu Jesus kommen, wenn er doch kein Mensch mehr ist? Mich hat dieser Vers eher ratlos gelassen. Klar, er klingt schon wie ein Kalenderspruch und ist auch als Motiv-Untermalung an der Brüderkirche in Altenburg zu lesen. Aber trotzdem, er hat einen Haken.

Den hat er natürlich nur auf den ersten Blick. Jeder Mensch kann heute zu Jesus kommen, nicht physisch, aber in anderen Formen ist Jesus nahbar. Zum einen selbstverständlich durch Beten und Stille Zeit. Auf einen Kaffee mit Jesus ist eine Investition für den ganzen Tag. Andere begegnen Jesus im Singen und Loben, in seinem Wort und in der Gemeinschaft mit anderen Christen. Jetzt, wo die Präsenz-Gottesdienste aufgehoben sind, wird das erst richtig deutlich. Kein Mensch ist auf Mittelbarkeit angelegt, wir brauchen den Kontakt zu anderen. Kein Mensch ist auf Ablehnung angelegt, wir brauchen Zuwendung und Bestätigung.

Bei Jesus gibt’s beides und wir dürfen täglich neu davon Gebrauch machen. Ich wünsche dir für das neue Jahr, dass du das erlebst, dass Jesus dich nicht abweist, sondern dein Leben mit dir gemeinsam geht.

Stefan Klein