Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken. (Hebräer 10,24)


 

Es ist ein dunkler Herbsttag, trübe und träge beschäftigt sich das Wetter mit der Landschaft. Eine kleine Gruppe von Kindern läuft durch einen buntgefärbten Wald, während es schon dämmert. Furcht macht sich breit und alle sind darauf bedacht, nicht zu stolpern oder den Anschluss an die Gruppe zu verpassen. Umsichtige Blicke, kurze Fragen, wiederholte Berührungen versichern die Kinder, dass sie noch gemeinsam unterwegs sind und schlussendlich gut und sicher zu Hause ankommen werden.

 

Szenenwechsel: ein wieder gut gefülltes Stadion mit vielen geimpften oder genesenen Fans. Laute Gesänge und eine wahnsinnige Atmosphäre begleiten den sportlichen Wettkampf ganz unten in der Arena. Die Sportler müssen sich völlig konzentrieren, der Lauf wird nicht einfach – vor allem wird er zum Ende hin lang und fordert viel Kraft. Drum spornen die Massen ihren jeweiligen Favoriten an, damit er es als Erster ins Ziel schafft. Der Druck der Fans, die Erwartungen und Emotionen, lasten auf den Sportlern.

Beide Beispiele zeigen auf, was im Vers für den Monat Oktober enthalten ist und für uns, die wir keine Leistungssportler oder ängstlichen Kinder sind, trotzdem relevant ist: Achtsamkeit und Ansporn. 

Wir sind als Christen nie allein unterwegs, sondern immer in einer Gruppe, oder sagen wir besser: Gemeinschaft. Schon immer lebten fast alle Menschen nicht allein, weil dies schlicht sicherer und leichter ist. Aber hier geht es noch um etwas anderes. In einer Gemeinschaft sieht der eine vielleicht etwas, was die andere nicht wahrnimmt und kann sie gegebenenfalls darauf hinweisen. Nicht jeder und jede nimmt alles gleich und gleichzeitig wahr. Wir dürfen uns gegenseitig Hinweise geben, sei es, wenn wir in eine falsche Richtung unser Leben steuern, oder wenn wir eben antriebslos werden und vielleicht auch das Ziel aus den Augen verlieren. Wie gut kann es da tun, wenn uns jemand wieder neu anspornt!

Die Gefahr besteht natürlich darin, es zu übertreiben oder übergriffig zu werden. Wie leicht können wir uns überheben und beurteilen, wie andere ihr Leben zu führen haben. Das ist eine schmale Gratwanderung, und deswegen nimmt der Vers die Liebe noch mit in den Blick. Ohne diese ist jeder Hinweis oder Ansporn vielleicht gut gemeint, aber nicht als solches beim Gegenüber ankommend. Was in Liebe gesagt wird, hat eine ganz andere Entfaltung als ein liebloser Rat oder Kommentar. 

Also, lasst uns diesen Monat einmal bewusster Gemeinschaft leben und die anderen in den liebevollen Blick nehmen. Vielleicht können wir jemand sein, der andere zu guten Taten anspornt.

Stefan Klein