Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Matthäus 28,20


 

Was für ein richtig schönes und Mut machendes Versprechen! Der Sohn Gottes immer – an jedem Tag - bei uns. Also noch einmal langsam auf der Zunge zergehen lassen: Der Sohn des Gottes, der sich diese Welt ausgedacht und mit dem Wort geschaffen hat. Der Sohn Gottes, der durch seine Botschaft diese Welt nachhaltig verändert hat. Der Sohn Gottes, dessen Liebe zu jedem von uns Menschen so groß war, dass er seine Königswürde verlassen hat, um uns durch seinen schmachvollen Tod zu retten. Und uns zu einem Leben verhilft, das in die immer fortwährende Gegenwart Gottes mündet. Also dieser Sohn Gottes, dem alle Macht auf der Erde und darüber hinaus gehört. Der ist an jedem Tag bei uns – bei dir und bei mir.

 

Und weil diese Verheißung so kraftvoll tröstend ist, ist sie wohl eine der drei an meisten zitierten Versprechen Gottes.

Immer, wenn ich dies höre, kann ich nicht umhin, mir auch die vier Verse in Erinnerung zu rufen, die unmittelbar vor diesem Satz stehen. Denn wenn man diesen Text im Zusammenhang liest, aus denen dieser Vers entnommen ist, beginnen diese Worte eigentlich mit einem Bindewort: „Und siehe, ich bin bei euch …“. Dies lässt aus meiner Sicht mehrere Möglichkeiten zu.

Zum einen könnte das Wort Und für eine Bedingung stehen. Immerhin schickt Jesus in den Worten zuvor seine Jünger mit einer (Lebens-) Aufgabe in die Welt: Los, macht euch jetzt auf zu den Menschen, gebt meine Worte und mein Leben an sie weiter, macht sie zu meinen Nachfolgern und tauft sie. Wenn ihr das wirklich tut, dann (und nur dann) bin ich an allen Tagen bei euch. Dann habt ihr die Sicherheit und Trost meiner Gegenwart in jedem Falle.

Aber zum anderen könnte dieses Und auch für ein abschließendes Vermächtnis stehen: Liebe Jünger, ich war jetzt drei Jahre bei euch und ich habe euch viel gelehrt. Und zu guter Letzt vergesst jetzt nicht, was über allem steht und was ich euch verspreche und durch meine Kraft auch halten kann und werde: Egal wo ihr seid und wie euer Leben verläuft, meine Gegenwart, meine Nähe habt ihr. Für alles, was da noch auf euch zukommen wird.

Am Ende scheint beides richtig. Diese Gegenwart von Jesus ist nicht an Bedingungen geknüpft, wir können in allen Situationen mit seiner Gegenwart rechnen, auch wenn wir gerade mal nicht dem „Jünger machen“ beschäftigt sind. Und trotzdem gehört beides doch zusammen! Die Gegenwart von Jesus und sein für die Menschen brennendes Herz wird uns in Bewegung setzen. Es geht irgendwie gar nicht anders. Jesus ist dort, wo wir uns um die Menschen kümmern, die er liebt. Und das sind keinesfalls nur die, welche ihn bereits kennen. Jesus will doch alle Menschen erreichen:

  • Klar – die Menschen, die bereits zu seiner Gemeinde gehören, die ihr Leben ihm anvertraut haben und ihm immer ähnlicher werden wollen, ähnlich wie das im Epheserbrief 4,15 steht.
  • Aber auch die an den Hecken und Zäunen, weil viele der Eingeladenen und mit sich selbst Beschäftigten seine Gegenwart verpassen. (Von Lukas 14, 21-14 habe ich ja bereits im Kindergottesdienst gehört J.)
  • Und natürlich (!) auch die, die eher nicht nach Gottes Maßstäben leben und gebrochene Lebensläufe haben – die aus unserer Sicht (und in manchen unserer Äußerungen) Nicht-Gesunden. Jesus ist da in Lukas 5, 31+32 mehr als klar und deutlich.

Ich kann die oben aufgeworfene Frage nicht letztgültig auflösen, aber ich darf eine persönliche Meinung und Erfahrung äußern. Wenn wir nur diese Verheißung betrachten und uns um das von Jesus an dieser Stelle befohlene (!) Anliegen gar nicht kümmern, besteht zumindest die Gefahr, seine Gegenwart in dieser verheißenen Dimension zu verlieren.

Oder um es positiv zu sagen: Wenn wir uns zu den Menschen, die noch nicht zu Gottes Familie gehören, in Bewegung setzen, wird die Gegenwart von Jesus mit aller seiner Kraft besonders stark sein.

Thomas Cziesla

PS: Ach so … eins vielleicht noch: um dieses starke Versprechen auch zu hören, mussten die Jünger aber auch an der Stelle sein, wo Jesus sie hinbestellt hat – in diesem Falle wahrscheinlich auf den anderthalb Tage entfernten Berg Tabor. Aber jedem Falle mussten sie sich in seiner Nähe einfinden, um diese göttliche Verheißung lebensbegleitender Gegenwart auch zu hören. Wir sollten das beachten.