Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Apostelgeschichte 5,29

Falsch begonnen! Als ich über diese Zeilen hier nachdachte, hatte ich da nicht den falschen Vers erwischt? In meiner Erinnerung hatte sich eine andere Situation in den Vordergrund gedrängt, fast der gleiche Wortlaut (Kapitel 4, Vers 19). Es waren beides Verhöre, einmal die unglaubliche Heilung des Gelähmten. Ein anderes Mal viele, viele Heilungen, alle Kranken wurden geheilt. Es gab jede Menge Aufregung und Aufsehen. Allerdings hatten die Ereignisse eben nicht nur Aufsehen zur Folge, sondern in gleicher Weise den Neid der religiösen Elite und damit auch vorprogrammierten Ärger.

 

Oft wird ja durch eine Wiederholung einer Situation oder von wichtigen Aussagen deren Bedeutsamkeit deutlich. In beiden Situationen bekommt Petrus eine klare Ansage: Du, lieber Petrus, hast ein falsches Bild von Gott. Dies gibt uns das Recht, dir hiermit zu verbieten, deine Meinung aller Welt kundzutun.

Ich habe mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls ein falsches Bild. Vielleicht auch von Gott, aber in jedem Falle von dem, was Gott will; ein anderes Bild als jenes, von dem ich jeden Tag um mich herum höre. Ein paar Beispiele? Gerne. Da höre ich nicht mehr, dass Gott mich geschaffen hat, jedenfalls nicht so, wie sich das in der Bibel für mich darstellt. Ich habe auch den Eindruck, dass Gott höchstwahrscheinlich ein anderes Bild von Familie favorisiert als uns die Medien vermitteln wollen – bei aller Achtung vor vielen, die anders denken. Und höchstwahrscheinlich verhält es sich mit der Ehe und deren lebenslanger Fortführung genauso. Ebenfalls glaube ich zutiefst, dass Gott Leben von dem Moment an schützen möchte, an dem er die Anfänge dieses Lebens zugelassen hat. Und ich lese in der Bibel, dass Gott mehr als zurückhaltend ist, wenn es darum geht, dass die Geschäfte alle auch zum Sonntag öffnen. (Auch wenn dies eben gerade in den Nachrichten logisch begründet wird … Und warum bin ich eigentlich am Sonntag tanken gefahren, wenn ich am Montag nur das Stückchen zur Arbeit fahren muss?) Im Übrigen hat auch der Online-Shop zum Glück ja noch am Montag auf.

Aber ich möchte gar nicht von mir wegschauen: Ich muss immer wieder feststellen, dass ich Hände, Füße und Lippen einfach nicht in Bewegung bekomme, wenn es dran ist, anderen Menschen die Liebe Gottes nahezubringen, die ja in meiner Überzeugung in enger Verbindung mit den o.g. Punkten steht.

Im Gegenteil, mir sollte eigentlich bekannt sein, dass Jesus nicht will, dass ich die Schubladen aufmache und Menschen urteilend dort hineinpresse. Mir sollte ebenfalls bekannt sein, dass es … Genug zu sagen gäbe es hier wohl!

Vielleicht kommt ja manche schwierige gesellschaftliche oder politische Entwicklung nicht zustande, weil eine große Lobby dahintersteht, sondern weil wir Christen nicht dem Mut haben, klar Farbe zu bekennen. (Zumindest In dieser Beziehung bin ich auch ein Christ …)

Und manchmal ist es noch ganz anders! Was mich an unserem Vers stutzig machte: Es ist die Tatsache, dass die Jünger gar nicht vom Volk oder von der Staatsmacht bedrängt wurden. Beide Verhöre wurden vom Hohen Rat, also von der aktuellen religiösen Autorität initiiert. Petrus hat also beide Male mit jemandem Ärger gehabt, der selbst von sich glaubt und dazu eingesetzt war, im Namen Gottes zu handeln. Denen also muss er entgegnen, dass man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen.

An diesem Punkt wird es spannend. Denn Petrus zieht das jetzt einfach durch! Er, der einmal Jesus verraten, maßlos darunter gelitten hat und dann später von Jesus persönlich beauftragt wurde, auf die Gemeinde Acht zu geben. Der kennt jetzt nichts anderes mehr als seinem Herrn und seiner Berufung zu folgen. Koste es, was es wolle.

Was ist denn, wenn mein Herr mir etwas konkret auf das Herz legt? Wenn dies zur Berufung wird? Wenn dies dann mein Gewissen ausmacht? Dann bin ich an dieser Stelle nur Jesus Rechenschaft schuldig, nicht der heutigen geistlichen „Obrigkeit“ oder dem Druck der Masse - auch wenn ich mich in allen anderen Belangen von Herzen der von Gott eingesetzten Autorität unterordne. Dann muss ich wohl in sanfter Stärke diese von meinem Herrn vorgezeichneten Schritte gehen.

Selbst dann, wenn ich damit allein bin. Auch wenn das am Ende etwas kostet.

Thomas Cziesla