Ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung.
Phil. 1,9

Ein bisschen schwanger sein geht nicht. Entweder man ist es, oder man ist es eben nicht, so einfach und eindeutig ist das. Ich dachte auch immer, so sei es mit dem Lieben. Entweder ich liebe gutes Essen, iPhones, Italien-Urlaube, meine Eltern, etc. oder eben nicht. Dass man da Liebe steigern oder irgendwie graduieren kann, ist mir nicht geläufig – wozu auch?

Liebe ist ja nicht nur ein Gefühl, sondern vielmehr auch eine Entscheidung für etwas. Habe ich mich einmal entschieden, kann ich mein Ja doch eigentlich nicht weiter steigern: einmal iPhone, immer iPhone. Oder etwa doch nicht?

Ich denke, dass Paulus uns hier auf etwas ganz Wichtiges hinweisen will. Er schreibt den Christen in Philippi einen Brief mit vielen guten Ratschlägen und Aufforderungen („Freut euch!“), und gleich zu Beginn, kurz nach den obligatorischen Grüßen, steht dieser Vers, der unser Monatsspruch für den Juli ist. Laut Paulus kann man Liebe durchaus steigern, er nennt es vertiefen oder reicher werden lassen. Jetzt ist natürlich die Frage, an wen sich diese Liebe denn richtet. In einer moderneren Übersetzung wird deutlich, dass Paulus die Liebe zueinander, also unter den Christen, meint.

Das ist ja das Wesensmerkmal von uns als Christen, dass wir uns in Liebe begegnen, dass wir also eine Entscheidung füreinander treffen. Diese Entscheidung kann man dann tatsächlich auch nicht steigern. Wohl aber kann man diese Liebe aktiv beeinflussen und wachsen lassen. Hilfen dabei sind laut unserem Vers Erkenntnis und Erfahrung, in anderen Übersetzungen steht Einsicht. Erkenntnis ist eine Gabe des Heiligen Geistes, ohne den geht es nicht, wenn wir von Gemeinde und gegenseitiger Liebe sprechen. Einsicht und Erfahrung, damit verbinde ich Gemeinschaft untereinander und auch das (gemeinsame) Bibelstudium. Nur wenn man etwas gemeinsam erlebt, sei es gut oder schlecht, wächst man zusammen und empfindet etwas füreinander, im besten Falle etwas Positives. Wir sehen wieder einmal, Glaube lässt sich allein im stillen Kämmerlein nur bedingt leben.

Und wozu das alles? Das steht im Folgevers. Es geht darum zu erkennen, worauf es ankommt in Anbetracht der Tatsache, dass wir als Christen mit Jesu Wiederkunft rechnen. Was das ist, erfahren wir in der Bibel. Wie das geht, auch. Wie es ganz praktisch für uns in Altenburg im Jahr 2017 aussieht, das müssen wir gemeinsam gestalten, indem wir uns nicht nur einmal füreinander entscheiden, sondern immer wieder neu die Gemeinschaft suchen, gemeinsam etwas erleben und nach Gottes Willen forschen. Dafür gibt es so viele Gelegenheiten in unserer Gemeinde – nutzen wir sie!

Stefan Klein